Weiterbildungstag: KI und Schule

KI im Klassenzimmer: Wie ein Maturand die Lehrpersonen im Prompting schult und ein KI-Musikgenerator die Kanti Zimmerberg besingt.

Die transformative Kraft der KI
Die generative KI hat das Potenzial, die Gesellschaft noch tiefgreifender zu verändern als die Dampfmaschine oder das Internet. Dabei ist nicht nur die Art, sondern auch die Geschwindigkeit dieser Veränderungen einzigartig. Wer hätte beispielsweise noch vor zwei Jahren gedacht, dass KI-Suchmaschinen wie Perplexity Google auf das Abstellgleis befördern könnten? Da diese transformative Technologie bereits im Schulalltag Einzug gehalten hat, widmeten sich die Lehrpersonen der Kantonsschule Zimmerberg an ihrem Weiterbildungstag am 28. Oktober 2024 der Frage, wie sie und ihre Schülerinnen und Schüler künftig mit KI umgehen können und sollen.

Erfolgreiches Prompting für Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler
Bei Kaffee und Gipfeli durften ChatGPT und Co. noch nicht mitreden. Das änderte sich aber, als Michel Hauswirth, Dozent an den Pädagogischen Hochschulen Schwyz und Luzern, in einem informativen und inspirierenden Vortrag das Thema «KI und Schule» einführte. Er erläuterte anschaulich, wie durch den gezielten Einsatz von Prompts eine erfolgreiche Nutzung eines Large Language Models gelingt. Ein Zürcher Maturand hatte sich beispielsweise im Sommer 2023 mithilfe von ChatGPT so gut auf die Deutschmatura vorbereitet, dass er die Prüfung mit der Note 6 bestand. Besonders überzeugte dabei seine präzise Strukturierung der Anfragen: Er wies dem Chatbot eine klar definierte Rolle zu, formulierte eindeutige Aufgaben und legte die Ziele genau fest. Ein solcher mehrstufiger Prompt-Aufbau ist auch für Lehrpersonen wichtig, um beispielsweise geeignete Prüfungsaufgaben zu formulieren, Lückentexte zu erstellen oder Texte für eine Zielstufe zu vereinfachen.

Menschliche oder maschinelle Kreativität?
Neben der Kunst des erfolgreichen Promptings stellte Hauswirth aber auch den Einsatz von KI in der Welt der bildenden Kunst vor. Die Qualität KI-generierter Bilder hat inzwischen ein Niveau erreicht, das ihnen bereits Erfolge bei Kunstwettbewerben einbringt. Beim diesjährigen Fotowettbewerb «1839 Awards» passierte jedoch das Umgekehrte: Ein echtes Bild belegte in der KI-Kategorie den dritten Platz, bevor es später enttarnt und disqualifiziert wurde. Solche Vorfälle zeigen das Verschwimmen der Grenzen zwischen menschlicher und maschineller Kreativität. Doch Michel Hauswirth betonte, dass sich KI-Bilder zum jetzigen Zeitpunkt oft noch entlarven lassen – beispielsweise durch die fehlerhafte Darstellung von Händen. Der spanisch-griechische Maler El Greco, bekannt für seine eigenwillige Darstellung von Fingern in der Spätrenaissance und dem Frühbarock, würde wohl Verständnis und Geduld für die im übertragenen Sinne unzureichende Fingerfertigkeit der generativen KI aufbringen.

Herausforderungen und Lösungen für den Unterricht
Doch nicht nur in der Bildgenerierung, sondern auch in der Textproduktion schleichen sich Fehler ein. Selbst die neuesten Sprachmodelle generieren logische Fehler und erfinden Informationen. Michel Hauswirth betonte daher, dass die Ergebnisse immer überprüft werden müssen. KI-Assistenten wie Microsoft Copilot sollten ihrem Namen entsprechend bloss eine unterstützende Rolle einnehmen. Sie können wohl bis zu 80 Prozent einer Aufgabe übernehmen, aber die Verantwortung für das Ergebnis bleibt bei den Nutzerinnen und Nutzern. Eine zusätzliche Herausforderung stellt der Schutz der persönlichen Daten dar. Für einen datenschutzkonformen Einsatz im Unterricht bietet die Plattform Fobizz eine Lösung: Sie ermöglicht es Lehrpersonen, ihren Schülerinnen und Schülern einen sicheren und kontrollierten Zugang zu ChatGPT und weiteren nützlichen KI-Tools zu bieten.

Die Workshop-Phase: praktische Anwendungen und kreative Ideen
Bereits am Vormittag durften die Lehrpersonen selbst Hand anlegen und Perplexity, ChatGPT und Fobizz einsetzen. Der Nachmittag bot ihnen dann die Gelegenheit, an verschiedenen Workshops teilzunehmen, die gezielt auf ihre Bedürfnisse abgestimmt waren. Es ging um Best-Practice-Beispiele in den MINT-Fächern, erfolgreiche Arten der Bildgenerierung, sinnvolle Schreibarrangements im KI-Zeitalter und Anwendungsmöglichkeiten der Fobizz-KI-Tools. Der Austausch untereinander sowie mit Referierenden erwies sich als äusserst informativ und inspirierend.

Die Lehrpersonen blicken auf einen lehrreichen und motivierenden Weiterbildungstag zurück, der ihnen vielfältige Einsatzmöglichkeiten von KI im Unterricht aufzeigte und sie dazu ermutigte, diese innovativen Technologien auch mit ihren Schülerinnen und Schülern kreativ einzusetzen. Zum gemeinsamen Lernen passt eine Passage aus dem Bachchoral-Song, den der KI-Musikgenerator Suno über die Kantonsschule Zimmerberg generierte: «In Klassenzimmern voller Licht und Klang teilen wir Wissen ein Leben lang.»

Text: Gian Peter Ochsner, Englisch- und Geschichtslehrer  

Bildwelten (von Vivienne Brunner, Clea Camastral, Victor Heer und Vivien Kaufmann, Klassen 3a und 3b), entstanden in einem kreativen Prozess, der in mehreren Stufen von der handgefertigten Skulptur über ausgefeilte «Prompts» zum digitalen Bild führte (interdisziplinäres Projekt Bildnerisches Gestalten & Deutsch «Insellandschaften mit Photoshop und KI gestalten»).