KZI-Final «Jugend debattiert»

Am Mittwoch, 27. November war es wieder so weit: Die besten Debattierenden der vierten Klassen duellierten sich im KZI-Final von «Jugend debattiert» vor dem gesamten Jahrgang. Zehn Tage vor der Debatte erhielten die Finalisten und Finalistinnen das zugeteilte Thema und nur wenige Tage vor dem Final die ihnen zugeteilte Position, die sie mit Sachkenntnissen, rhetorischem Geschick und überzeugendem Auftritt vertreten mussten.

In der ersten Debatte wurde die Frage aufgeworfen, ob in der Schweiz der Export von Rüstungsgütern verboten werden sollte. Alessia Amstad (Pro 1) begann ihren Einstieg mit der eindrücklichen Schilderung eines Kindes in einem Kriegskonflikt, das mit Schweizer Waffen spielt. Sie versuchte so aufzuzeigen, dass unsere Werte der Neutralität, der Wahrung der Menschenrechte und des Friedens sich nicht mit dem Export von Rüstungsgütern vereinbaren liessen. Sie wolle eine Schweiz, die zu ihren Werten stehe.

Norina Keller (Contra 1) entgegnete, dass ein Verbot wenig zielführend sei, die Exporte bereits strengen Richtlinien entsprächen und Verteidigungswaffen ebenfalls zum Frieden beitragen würden. Arbeitsplätze zu opfern, um Menschen auszuliefern, die auf Schweizer Verteidigungssysteme angewiesen seien, könne die Schweiz nicht verantworten.

Für Jakob Felgner (Pro 2) war klar, dass die Exporte nicht nur Konflikte anheizen würden, sondern diese auch verlängerten. Waffen, die heute zur Verteidigung dienen, könnten morgen in einem Angriffskrieg verwendet werden. Die aktuell angespannte Weltlage begünstige den Missbrauch solcher Waffenexporte.

Mona Streibel (Contra 2) brachte die Argumentation ins Feld, dass ein Verbot international keine Wirkung hätte und dafür den Niedergang der Schweizer Rüstungsindustrie beschwören würde. Dies wiederum führte zur Abhängigkeit von Importen aus fremden Staaten, auf deren Kooperation man nicht immer zählen könne. Ein Verbot der Rüstungsexporte würde also keine Probleme lösen, sondern nur neue schaffen.

In einem rhetorisch hochstehenden Finale wurde debattiert, wie Ethik, Wirtschaft und Sicherheitspolitik miteinander zu vereinbaren seien, und es wurde dem Publikum klar, dass es auf die Komplexität der Vorlage keine einfachen Antworten gibt. Die Jury überzeugte Mona Streibels Auftritt am meisten, sodass sie zur Siegerin dieser ersten Debatte gekürt wurde.

Auch in der zweiten Debatte ging es hitzig zu und her, als es um die Einführung einer Einheitskrankenkasse ging. Clea Camastral (Pro 1) lancierte die Debatte mit der Beobachtung, dass die Krankenkassenkosten zu einer immer grösseren Belastung würden. Eine Einheitskasse würde zu Einsparungen führen und unsere Gesundheit dürfe nicht der Marktlogik unterworfen werden. Gleichzeitig hätten wir jetzt schon keine echte Wahlfreiheit, da die Grundversorgung sowieso überall die gleiche sei.

Dagegen führte Riccardo Sparapani (Contra 1) an, dass das Schweizer Stimmvolk schon mehrmals eine Einheitskasse an der Urne verworfen hätte. Beispiele aus anderen Ländern zeigten, dass ein zentralisiertes Gesundheitssystem zu langen Wartezeiten und einer Unterversorgung führen könne. Wir hätten ein funktionierendes System und dies sollte nicht abgeschafft werden.

Für Leon Keller (Pro 2) sei das System an sich ineffizient und der Wettbewerb generiere keine positiven Effekte. EIne Einheitskasse würde zu echter Solidarität führen, starke Schultern trügen schwache. Nicht nur faire Prämien wären das Resultat, sondern auch das Wegfallen des jährlichen Krankenkassenwechsels.

Suhejla Haxhaj (Contra 2) argumentierte vor allem gegen die Machtkonzentration beim Staat, dem man zu viel Verantwortung für Leistungen und Kosten übertragen würde. Die Einsparungen wären vergleichsweise gering, die Verwaltung verursache nur einen kleinen Teil der Krankenkassenkosten. Auch sie befürchtete lange Wartezeiten bei der Gesundheitsversorgung, weshalb die Einführung einer Einheitskrankenkasse einem Rückschritt gleichkäme anstatt einer Revolution.

Auch diese Debatte wurde auf überaus hohem Niveau geführt und unterhielt das Publikum bis zum letzten Votum. Aus Sicht der Jury überzeugte Leon Keller in dieser Debatte am meisten. Seine stringente, differenzierte und anschauliche Argumentation gepaart mit umfangreichen Verweisen und Belegen führte dazu, dass er nicht nur seine Debatte gewann, sondern auch zum diesjährigen Gesamtsieger des KZI-Finals von «Jugend debattiert» gekürt wurde. Wir gratulieren Leon ganz herzlich zu seiner tollen Leistung und seinem verdienten Sieg!

 

Text: Dustin Gygli für die Fachschaft Deutsch

Fotos: Manuel Müller