Fokustage auf Burg Rotberg

Die 1. Klassen erprobten jeweils während zwei Tagen ihre Mittelaltertauglichkeit auf der Burg Rotberg bei Mariastein.

Die Burg Rotberg weist diverse Besonderheiten auf: Die Höhenburg diente im Spätmittelalter einst den Rittern von Rotberg für einige Jahrzehnte als Herrschaftssitz, verlor aber rasch an Bedeutung, weil die Rotberger sich zunehmend für die Politik im Fürstbistum Basel interessierten. Die Burg liegt zwar nur knapp 15 km von Basel entfernt, eignete sich aber viel eher als Ort, an dem sich Füchse und Hasen (und ein Gehege voller Schweine) gute Nacht sagen. Deshalb ging sie 1555 an die Stadt Solothurn, die aber eigentlich auch keine rechte Verwendung für das trutzhafte Gebäude fand. Aber immerhin erklärt es sich so, weshalb die Burg Rotberg heute noch in der solothurnischen Exklave des Leimentals in unmittelbarer Nachbarschaft zum Elsass steht. Die Burg lotterte dann Jahrhunderte im Windschatten des nahen Benediktinerklosters Mariastein vor sich hin, bis sie in den 1930ern von einem Burgenromantiker mithilfe arbeitsloser Jugendlicher wieder aufgebaut und zur Jugendherberge umfunktioniert wurde. Aber auch wenn der heutige Bau der ursprünglichen Burg historisch nur sehr bedingt entspricht, verströmt er ganz schön viel Mittelalterfeeling.

Von diesem Feeling liessen sich die drei ersten Klassen der KZI abwechslungsweise inspirieren und hauchten ihr neues Mittelalterleben ein. Den Beginn machte die Klasse 1a, die am Dienstag anreiste und als erste der drei Klassen die Kochkünste der edlen Burgherrin Katja Vogel und des ersten Burgkammerdieners Patrick Bernasconi erproben durfte. Die Klasse 1c folgte am Mittwoch und die 1b am Donnerstag. Nach dem ersten Festmahl auf der Burg folgten am Nachmittag ein Burgathlon. Die jungen Knappinnen und Knappen massen sich im Ast-Balancieren, Unspunnenholzklotz-Stossen, Würfelzahl-Schätzen und im Fahnen-Kapern.

Nach der abendlichen Grillade, die dank Bernasconis Feuerentfachungskünsten im finster-feuchten Wald ein grosser Erfolg wurde (die jungen 1a-Herren putzten die Grillration der älteren Burgbelegschaft auch gleich mit weg…), folgte dann der Höhepunkt: eine Mittelalterjahrmarktsparty. Die Herr- und Damschaften hatten im Auftrag von Burgherrin Vogel gruppenweise Aktivitäten wie Apfelfischen, Ball-Tust, Wahrsagen, Wappen-Malen und vieles mehr vorbereitet. Die Klasse 1a hatte dabei das Privileg, König Arthur persönlich an ihrer Party als Gast empfangen zu dürfen. Rektor Urs Bamert hat in seinem Kleiderschrank offenbar noch so manche Überraschung für besondere Gelegenheiten aufbewahrt!

Am zweiten Tag zogen die Jungritterinnen und Jungritter zur Aventüre aus und marschierten an Mariastein vorbei Richtung Frankreich, um dort das gegnerische Château du Landskron zu erobern. Schloss Landskron war lange ein Symbol von könglicher Macht – erst als Dependance der Habsburger, dann der französischen Könige. Dass diese Burg heute nur noch als gewaltige, aber nichtsdestotrotz beeindruckende Ruine dasteht, ist natürlich nicht den Eroberungen unserer Schülerinnen und Schüler geschuldet. Das Château wurde im Zuge der napoleonischen Kriege von österreichischen und bayrischen Truppen geschliffen. Und auch auf französischem Boden zauberte Hoffeuermeister Bernasconi rasch ein Feuer hervor, um die Jung-Ritterschaften mit Punsch zu verwöhnen! Nach einem letzten Festmahl auf Burg Rotberg erfolgte die Heimreise mit einer Vielzahl verschiedener Verkehrsmittel über diverseste Kantonsgrenzen. Und einige Burgheldinnen und Burghelden zollten auf dem Nachhauseweg den mittelalterlichen Anstrengungen resp. den langen, nächtlichen Gesprächen Tribut und träumten friedlich von den erlebten Abenteuern.

 

Renato Bühler, Geschichtslehrer