Zukunftswoche der 5. Klassen

Die erste Zukunftswoche der Kantonsschule Zimmerberg ist Vergangenheit.

Vom 18. bis 21. April setzten sich die beiden fünften Klassen mit Zukunftsfragen und -visionen auseinander. «Playing Utopia & Dystopia», «Sounds between Utopia and Dystopia», «Hörbuch QualityLand» und «Illustration Zürich 2080» lauteten die Arbeitstitel der vier Module, die den Schülerinnen und Schülern zur Auswahl standen. In vielfältigen kreativen Projektarbeiten entstanden literarische Hörstücke, futuristische Stadtbilder, neuinterpretierte Brettspiele und selbst komponierte Filmmusik.

Die beiden nachfolgenden Texte geben einen Einblick in Themen und Arbeitsweisen der Zukunftswoche: Lisa Marchetti (Klasse 5a) beschreibt aus Schülerinnenperspektive ihre Erfahrungen im Modul «Playing Utopia & Dystopia». Anschliessend folgt eine gekürzte Fassung der Rede, mit der die fünften Klassen am Eröffnungsmorgen zu einer kleinen Zeitreise in die Zukunft eingeladen wurden.

Playing Utopia and Dystopia

Wir alle kennen verschiedenste Brett- und Kartenspiele. Von UNO über Monopoly bis Schach. Doch wie sieht es aus, wenn man – in Anlehnung an ein existierendes Spiel – ein eigenes entwickelt? Willkommen bei „Playing Utopia and Dystopia“, einem Teil der Zukunftswoche der 5.-Klässlerinnen und -Klässler an der KZI. Innerhalb von vier Tagen hatten wir in Gruppen von zwei bis drei Personen die Aufgabe, ein eigenes Spiel zu gestalten, das mit Utopie und Dystopie zu tun hat.

Unser Dienstag startete mit einer Einführung ins Thema Utopie und Dystopie, ehe wir uns in unsere jeweiligen Gruppen begaben. In der Gruppe „Playing Utopia and Dystopia“ stellten wir zuerst alle unser Lieblingsspiel vor und teilten uns dann in kleinere Gruppen auf, um unser eigenes Spiel zu entwickeln. Am ersten Tag ging es vor allem darum, erste Ideen für das Spiel zu sammeln und die finalisierte Idee schliesslich aufzuschreiben. Zwischendurch gab es auch noch Zeit, einige für uns neue Gesellschaftsspiele wie beispielsweise „Sub Terra“ zu spielen.

Am Mittwoch und Donnerstag ging es hauptsächlich um die Gestaltung des Spiels. Jede Gruppe erhielt einen Karton als Spielbrett und konnte dann dazu passende Karten und Figuren entwickeln. Es wurde gemalt und gebastelt, bis alle zufrieden mit ihrem Endergebnis waren. Wichtig war vor allem, dass sowohl Utopie als auch Dystopie in der Spielweise und in der Gestaltung gut sichtbar waren. Das konnte man zum Beispiel durch verschiedene Spielfiguren oder die Farbgestaltung erreichen.

Am Freitag tätigten wir den letzten Schliff an unseren Spielen und schrieben eine Spielanleitung, ehe wir die Spiele den anderen Gruppen präsentierten. Es gab verschiedene „Leiterli-Spiele“, ein Harry-Potter-Monopoly und ein Schach. Am Nachmittag stellten wir unsere Spiele im Foyer aus, damit auch die anderen 5.-Klässlerinnen und -Klässler diese spielen konnten. Ausserdem gab es in der Aula ein Konzert der Gruppe „Sound and Movement between Utopia & Dystopia“, die zu einem Ausschnitt eines Filmes ihre eigene Filmmusik komponiert hatte. In der Aula konnte man zusätzlich noch in verschiedene Hörspiele von „Hörbuch QualityLand“ hineinhören und im Eingang der Schule waren wunderschön gemalte Bilder der Gruppe „Illustration Zürich 2080“ zu begutachten. Als Abschluss gab es einen utopisch-dystopisch angehauchten Apéro im Atrium.

Es war sehr interessant und eine gute Abwechslung zum Schulalltag, selbst ein Spiel zu gestalten und eigene Regeln aufzustellen. Auch das Entdecken neuer Spiele hat uns allen Spass gemacht.

Lisa Marchetti, 5a

Rede zur Einstimmung in die Zukunftswoche

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kolleginnen und Kollegen

Wir begrüssen Sie herzlich zur ersten Zukunftswoche der Kantonsschule Zimmerberg und möchten Sie zum Auftakt auf eine kleine Zeitreise mitnehmen: Schliessen Sie für einen Moment die Augen und stellen Sie sich vor: Wir schreiben das Jahr 2070 – die Kantonsschule Zimmerberg feiert ihr 50-jähriges Bestehen! Und als erster Maturitätsjahrgang in der Geschichte der Schule sind Sie natürlich exklusiv zu den Festivitäten eingeladen!

Alle Schulangehörigen und einige Polit-Prominenz sind vor Ort und warten im riesigen neuen Konzertsaal des Au-Parks gespannt auf die Eröffnungsrede. Draussen, zur Seeseite hin, bereitet ein Cateringteam auf der lauschigen Terrasse bereits den Apero vor, der dann später an diesem sommerlichen Nachmittag serviert werden wird.

Im Publikum meinen Sie, einige ehemalige Lehrerinnen oder Lehrer ausmachen zu können – «ist das wirklich unsere damalige Geschichtslehrerin, unser damaliger Deutschlehrer? Frau Fetz? ... Herr Gygli?» ...

Vor allem aber freuen Sie sich auf das Wiedersehen mit Ihren Freundinnen und Freunden! Wie lange es doch her ist, dass sie gemeinsam an der Steinacherstrasse die Gymi-Zeit begonnen und die Schule sogar mitgegründet hatten! Sie sind gespannt darauf, von vergangenen Zeiten zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu schwärmen, als das Leben noch beschaulich und überschaubar war. Nun treffen Sie sich wieder, Architektinnen und Juristen, Lehrer und Ärztinnen, Programmierer und Dolmetscherinnen und einige wohl mit Berufen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können – eine bunte Gruppe Menschen Mitte 60, kurz vor dem Ruhestand – falls das Pensionsalter dannzumal nicht schon bei 75 Jahren liegen wird...?

Oder wird alles ganz anders sein?

Vielleicht gibt es Kantons-Schulen 2070 schon länger nicht mehr? Denn nachdem die Eidgenossenschaft 2048 zum 200-Jahr-Jubiläum der Schweizer Bundesverfassung in nur noch fünf Regionen aufgeteilt wurde – Jura, Mittelland West und Ost, die Bergregion und die teilautonome Region Tessin – wurden auch alle ehemals kantonalen Institutionen umorganisiert und die ehemalige Kantonsschule Zimmerberg wird nun als Mittellandschule 20 A, Ost geführt. Sie ist eine von 33 Mittellandschulen der Grossmetropole Zürich, 15 Millionen Menschen wohnen unterdessen zwischen Kreuzlingen und Genf, nachdem der Klimawandel zu riesigen Migrationsströmen und in Mitteleuropa zu einer massiven Verdichtung geführt hat.

Wegen den steigenden Schülerinnen- und Schülerzahlen besuchen diese die Schule nur noch jedes zweite Jahr im Präsenzunterricht und folgen während den anderen Jahren einem virtuellen Unterricht von zu Hause aus. So wird in diesem Szenario die 50-Jahre-Jubiläumsfeier vermutlich aus Kostengründen nur online stattfinden, und Sie prosten sich gegenseitig mit Sektgläsern am Bildschirm zu.

Oder nochmals ganz anders:

Das Provisorium der KS Zimmerberg an der Steinacherstrasse ist zum Dauer-Provisorium geworden, der Au-Park nie realisiert. Wegen wiederholten Strommangel-Lagen und andauernder Rezession wurden kantonale Grossprojekte Mitte des 21. Jahrhunderts definitiv auf Eis gelegt. Jedoch konnten bis 2070 sämtliche umliegenden Bürogebäude dazu gemietet und in der ehemaligen Bettwarenfabrik Fischer die Sporthallen 5 und 6 errichtet werden. Und das 50-Jahre-Jubiläum findet zwar vor Ort statt, aber aus Platzgründen wird nur eine kleine Delegation des ersten Maturitätsjahrgangs empfangen...

Wie utopisch oder dystopisch gefärbt Sie sich diese Zeitreise auch immer vorstellen, die Zukunft bleibt einigermassen ungewiss. Und sie war auch schon einfacher vorauszusehen!

Denn wer hätte vor vier bis fünf Jahren gedacht, dass ein Virus die Welt eine Zeit lang zum Stillstand bringt? Dass wenige hundert Kilometer von uns entfernt in Europa wieder Krieg geführt wird? Dass eine weltweit tätige Schweizer Grossbank einen Tag auf den anderen verschwindet?

Trotz aller Ungewissheiten: Fest steht, dass in den kommenden Tagen nun die Zukunftswoche stattfindet, die wir heute gemeinsam in der Aula eröffnen und am Freitagnachmittag wiederum hier mit einer Schlusspräsentation gemeinsam abschliessen werden.

Mit utopischen oder dystopischen Visionen haben Sie sich ja im vergangenen Semester bereits im Fach Deutsch auseinandergesetzt; in den kommenden Tagen sollen nun aber Analyse und Theorie für einmal in den Hintergrund rücken und es soll um produktive, kreative und vielleicht auch um spekulative Auseinandersetzungen gehen. Wir fordern Sie heraus, Hand anzulegen, zu gestalten und zu komponieren, ein Stück weit aus den gewohnten schulischen Gedankengebäuden auszubrechen und durchaus auch verrückte Ideen zu entwickeln: Insofern hoffen wir auf Ihre mutigen und gewagten Visionen!

Für die Arbeitsgruppe Zukunftswoche / Thomas Gisler

Folgender Link führt zu einem Auszug aus dem Hörbuchkapitel "Qualityland": Hörbuch

Sounds between Utopia and Dystopia