Jugend debattiert

Vier Debattierende kreuzten im KZI-Final von «Jugend debattiert» die Klingen ...

Ist die Solidarität in unserer Gesellschaft grenzenlos, wenn es um die Kranken- und Unfallversicherung geht? Oder beginnt sie zu bröckeln, sobald Menschen bewusst ein Risiko eingehen? Und kostet eine Basejumperin mit ihrem Hobby eigentlich der Gesellschaft mehr oder weniger als ein Hobbyfussballer? Solche Fragen standen am zweiten KZI-Final von «Jugend debattiert» im Zentrum, als Maximilian Albrecht (4a), Gianna Cortesi (4a), Janis Stirnimann (4b) und Mika Morgenweck (4b) darüber debattierten, ob Risikopersonen höhere Prämien für Unfall- und Krankenversicherung zahlen sollten. Zu den Risikopersonen zählten unter anderem Personen, die rauchten, übergewichtig seien oder Extremsport betreiben würden. Wie immer bei «Jugend debattiert» wurden die Pro- und Contra-Positionen vorgängig zugelost.

Die Frage, ob ein gesunder oder ungesunder Lebensstil sich auf die Krankenkassenprämien auswirken soll, scheint auch die Schweizer Bevölkerung zu teilen. Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2021 der Sanitas Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo gab die Hälfte der Befragten an, dass ein gesunder Lebensstil mit tieferen Krankenkassenprämien belohnt werden sollte.

Ein zentrales Argument der Pro-Seite war, dass Solidarität und Gerechtigkeit zwingend in Einklang gebracht werden müssten. Solidarität dürfe nicht ausgenutzt werden. So sei es ungerecht, wenn Einzelpersonen gewisse Entscheide bewusst träfen, ohne an die Konsequenzen zu denken, die dann von der Allgemeinheit getragen werden müssen – Risiko und Kosten müssen beide abgewogen werden.
Die Pro-Seite betonte klar, dass Krankheiten davon ausgeschlossen wären – es gehe bei ihrer Vorlage immer darum, dass mit bewussten Entscheiden ein bewusstes Risiko in Kauf genommen werde. Ebenfalls sei mehr Selbstverantwortung bei risikoreichen Lebensentwürfen ein Weg, die steigenden Krankenkassenkosten zu bekämpfen.

Für die Contra-Seite gab es eine zentrale Lösung: «Einer für alle – alle für einen.» Dieses Prinzip der Solidarität müsse unbedingt in unserer Gesellschaft aufrecht erhalten werden. So würde für die Contra-Seite die Vorlage und das einhergehende Verursacherprinzip vor allem zu Diskriminierung führen. Nicht nur sei die Einteilung in Risikogruppen beliebig und entspräche oft nicht den tatsächlichen Kosten, die dabei verursacht würden. Risikopatienten und -patientinnen wie Raucher und Raucherinnen müssten auch als Suchtkranke angesehen werden, die nicht ohne Weiteres ihre Sucht aufgeben könnten und deshalb nicht mit höheren Prämien bestraft werden dürften.

Nach einer hochstehenden und zeitweise intensiven Debatte musste die vierköpfige Jury die starken Leistungen der vier Debattierenden auswerten und untereinander vergleichen. Schliesslich setzte sich Gianna Cortesi mit einer äusserst überzeugenden Leistung durch, in der sie nicht nur mit rhetorischem Geschick ihre Sachkenntnisse zum Thema präsentierte. Ihre Fähigkeit, mit einer breiten Palette an Argumenten jederzeit reagieren zu können und die Debatte so unter Kontrolle zu halten, überzeugte die Jury. Wir gratulieren Gianna ganz herzlich zu ihrer tollen Leistung und zu ihrem Sieg!

Text und Fotos: Dustin Gygli, Lehrperson Deutsch